Sieg im WM-Teamspringen ist für Severin Freund die Krönung seines Comeback

Oberstdorf. 123 Meter. Und nun? „Da stehst du erst einmal da und fragst dich: Was heißt das jetzt?“, sagt Severin Freund (32). Eine Skisprung-Weltmeisterschaft ohne Zuschauer, das war auch für die Athleten ein ungewohntes Ereignis. Kein Jubel. Kein Raunen. Nix. Freund, der Routinier von der WSV-DJK Rastbüchl, stand nach seinem zweiten Sprung im Teamwettbewerb von Oberstdorf etwas fragend im Auslauf. „Erst, als ich zu den Teamkollegen geschaut habe, war mir klar, dass das schon gepasst hat.“ Gepasst ist etwas untertrieben. Mit seinen Sprüngen trug Freund zur Goldmedaille des DSV-Teams bei.

Strahlender Weltmeister: Skispringer Severin Freund.

 

Es war die unerhoffte Krönung eines Comeback-Winters voller Höhen und Tiefen. „Dass das so gut aufgeht, war nicht zu jedem Zeitpunkt der Saison so klar“, sagt Freund im Gespräch mit der Heimatzeitung. „Es war für mich zwischendurch eine harte Zeit.“ Nach zwei Kreuzbandrissen, einer Meniskus-OP und Rückenproblemen ist diese Saison die erste seit 2015/16, die der 32-Jährige komplett durchziehen konnte – und sie verlief holprig.

Freund sprang immer wieder in die Punkte, aber der Anschluss an die Weltspitze gelang nicht. Am 29. November 2020 landete er im finnischen Kuusamo als Neunter erstmals seit Dezember 2016 wieder in den Top 10. Im Gesamtklassement der Vierschanzentournee wurde er 27. „Ich kann nicht sagen, dass alles aufgegangen ist, was ich mir vorgenommen habe“, sagt Freund. „Die WM glättet da einiges.“

Trotz durchwachsener Leistungen nimmt ihn Bundestrainer Stefan Horngacher mit nach Oberstdorf. Auf der Großschanze am Freitag wird Severin Freund 22. und setzt sich damit im internen Duell gegen Martin Hamann durch. 24 Stunden später ist er Team-Weltmeister. „Es ist sehr schön, für die harte Arbeit, die man hineinsteckt, belohnt zu werden“, sagt Freund mit ein paar Tagen Abstand.

Neben der Goldmedaille um den Hals, verleiht ihm noch etwas anderes große Zuversicht: „Meinem Körper geht es sehr gut. Ich habe eine guten Mix aus Training und Regeneration gefunden.“ Gerade der Rücken brauche schon „ein bisschen mehr Arbeit“, aber Knie und Hüfte, die beiden anderen Problemzonen, seien komplett schmerzfrei.

So freut sich der Waldkirchener, der seit Jahren in München wohnt, auf den Saisonabschluss Ende März. Skifliegen in Planica, ein Sehnsuchtsort für viele Athleten – auch für Freund: „Das wird noch einmal ziemlich wertvoll.“ Seit fünf Jahren sei er auf keiner Flugschanze mehr gewesen. 2014 war Freund in Harrachov Skiflug-Weltmeister. In Planica, der legendären Anlage in Slowenien, will er es sich vor allem selbst beweisen: „Dort bin ich noch nie richtig zurecht gekommen, es ist eine besondere Schanze, für die du eigentlich einen anderen Sprungstil als meinen brauchst. Es wäre schön, sie zu knacken.“

 

Redaktionsleitung Sport

Erschienen in der  Passauer Neue Presse

10.03.2021

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